Eine eigene NAS Hardware - Ein Erfahrungsbericht

Eine eigene NAS Hardware - Ein Erfahrungsbericht

Ich habe die Tage mal wieder darüber nachgedacht meine in die Jahre gekommene Synology NAS durch ein neueres Modell zu ersetzten, nachdem ich es bei den letzten Überlegungen nicht übers Herz gebracht habe. Die Preise für ein mehr oder minder aktuelles Model von Synology sind weiterhin unverändert stabil geblieben. Gedacht hatte ich persönlich mal wieder an die DS218. Diese ist zwar inzwischen schon fast 2 Jahre alt, jedoch hat die neuere DS220j mir zu wenig Dampf unter der Haube. Leider geht die DS218 bei Amazon erst bei ca. 260€ los und dann sind nicht mal Festplatten enthalten.
Das war mal wieder getrost nach dem Motto: Ich will viel haben, aber nichts ausgeben.

Naja … Was gibt es für Alternativen? Am besten günstig in der Anschaffung und dem Betrieb.
Viel bleibt dort nicht übrig. – Ein Erfahrungsbericht

Versteht mich hier nicht falsch. Ich bin mir bewusst gewesen, dass man für Leistung zu zahlen hat und ich wollte nicht unbedingt um jeden Euro veilschen, aber aus eben jenem Gedanken heraus entstand die Idee über den Tellerrand hinaus schauen zu wollen.

Vielleicht als kleine Anekdote vorweg: Das "DS" im Namen steht für Diskstation, das Betriebssystem. Die erste Zahl beschreibt die Anzahl der Festplattenschächte und die beiden folgenden Zahlen zeigen das Veröffentlichungsjahr an. Ein Suffix wie "+", "j" oder "Play" deutet auf spezielle Varianten hin. Diese besitzen dann mehr oder minder erweiterte Features oder haben mal einen USB-Port zusätzlich verbaut.

Software

Sollte man sich nicht für eine "gebrauchsfertige" NAS entscheiden, so fängt die Wahl der eigens erstellten NAS bei der Wahl der darauf laufenden Software an. Die Software Variante die mir ins Auge fiel war schnell klar: OwnCloud oder dessen Fork Nextcloud
Mit diesen beiden Stückchen Software kann man eigentlich fast direkt loslegen. Klassische Dateiverwaltung, Musik-Player, Kalender, Kontakte, kollaboratives Arbeiten an Dokumenten und vieles mehr bringen die beiden Systeme bereits mit. Vorteilhaft ist dann noch, dass sowohl Nextcloud als auch OwnCloud auf Basis von einem normalen Webserver und der Programmiersprache PHP laufen. Das ermöglicht es uns erstens auf der Linux-Ebene und zweitens auf der Webserver-Ebene noch beliebige Anpassungen vorzunehmen. Weiterhin gibt es diverse offizielle und inoffizielle Apps für OwnCloud/Nextcloud direkt oder aber für's iPhone, Android Handy oder aber Windows, MacOS und Linux.

Was ich damit sagen will: Es gibt für einen Preis von unschlagbaren 0€ eine echt solide Software, welche wir als i-Tüpfelchen oben drauf auch noch nach Belieben erweitern und bearbeiten können.
Meine Wahl ist getroffen!

Hardware

Bleibt nur noch die Hardware …
Hier geht die Suche und das Kopfzerbrechen dann erst los. Begleitet mich auf eine kleine Odeesse. :)

Wir benötigen in jedem Fall eine geeignete Hardware, um die soeben ausgewählte Software überhaupt betreiben zu können. Dabei tut es eigentlich jede erdenkliche Hardware, welche halbwegs was auf'm Kasten hat und auf der man ein eigenes Betriebssystem (hier Linux) installieren kann.
Damit würden uns folgende Optionen offen stehen:

  • Dedizierte Server Hardware
  • Alter PC
  • Mini PC
  • Raspberry Pi, Odroid oder ähnliche Boards
  • Gemieteter (V-)Server

Dediziertes Nas-/Server-Gehäuse

Ich will es kurz fassen: Vielleicht habe ich einfach falsch gesucht und war zu blöd dazu etwas richtiges zu finden. Mein Resümee steht jedoch fest ... es gibt schlichtweg keine geeignete und bezahlbare NAS Hardware, welche wir mit eigener Software bespielen können und dabei noch günstig ist. Vorausgesetzt wir finden nicht zufällig etwas gebrauchtes und günstiges auf eBay.
Es existieren auf jeden Fall ein paar kleinere und günstigerer Hardwareboxen wie dieses hier >>Amazon<<, welche es ermöglichen eine angeschlossene Festplatte als Netzwerklaufwerk zu "veröffentlichen". Stromverbrauch stimmt, aber die Funktionalität? Nextcloud? Updates? Da war ich definitiv erst einmal wieder raus, zumal mein Router das eh schon von Haus aus kann.
Weiterhin findet man ab und an mal dedizierte Server-Hardware von beispielsweise HP. Ordentlich Dampf haben die Dinger in jedem Fall, aber der Preis ist ja sogar noch höher als der einer Synology NAS :(. Ganz zu schweigen vom Stromverbrauch ...

Einen alten oder Mini-PC

Einen “normalen” PC zu nehmen würde den Rahmen der Stromkosten sprengen. Ganz klar. Zumal ich auch zugeben muss, dass mir aktuell einfach kein alter und nicht mehr genutzter PC zur Verfügung steht.

Wenn man jetzt einmal überlegt was eine Synology NAS kostet und die Stromkosten einer zur Verfügung stehenden Hardware in Relation setzt, so könnte die alte Hardware tatsächlich lohnenswert sein.
Nehmen wir in einem kurzen Gedankenspiel folgende Dinge an:

  • Eine Synology NAS ohne Festplatten würde 260€ kosten.
  • Eine Synology NAS verbraucht 15 Watt.
  • Ein alter PC würde 60 Watt verbrauchen.
  • Jeder Kilowatt kostet uns etwa beispielhafte 0,31€.

So müssten wir etwa 838,7 Kilowatt verbrauchen, um die Anschaffungskosten von 260€ wieder auszugleichen. Das entspricht bei unserem alten PC 582,4 Tage oder besser gesagt etwas über 1,5 Jahren. Hinzu kommen dann noch einmal 145 Tage weiteren Betriebs des alten PC's, da die Synology NAS innerhalb der Amortisierungszeit (1,5 Jahre) zusätzlich ja noch Stromkosten verursacht hat. 

Ich fasse unsere BEISPIELRECHNUNG zusammen: Einen alten PC (0€ teuer; 60 Watt Stromverbrauch) könnte man etwa 2 Jahre lang als NAS verwenden, bevor er in Gänze teuer wird als eine vorgefertigte NAS (260€ Anschaffungspreis; 15 Watt Stromverbrauch).

Ich bin mir bewusst, dass dieser Vergleich hinten und vorne strinkt, aber er illustriert zwei Dinge ganz deutlich: Rechnet die Stromkosten mit in eine Amortisierungsrechnung ein und stellt euch lieber ausrangierte Desktop Hardware (Headless versteht sich) in den Keller, statt Neue zu kaufen. Das schont als kleinen Nebeneffekt vielleicht sogar ein wenig (da erhöhter Stromverbrauch) die Umwelt.

Alternativ könnte man sich einen kleinen Mini-PC zulegen. Beispielsweise einen Intel Nuc oder ähnliche Barebones.
Leider haben wir bei 90% dieser Geräten das Problem, dass sie maximal Platz für eine HDD besitzen. Ansonsten wäre der Namenszusatz “Mini” wahrscheinlich auch obsolet.

Gefunden hätte ich beispielsweise trotzdem einen ASRock Deskmini A300 für etwas über 140€. Dieser Mini-PC kann zwei 2,5 Zoll HDD's aufnehmen. Der Preis wäre auch noch in Ordnung, wenn da nicht ein Haken wäre.
Hierbei handelt es sich um einen Barebone PC. Was bedeutet, dass dieser ohne CPU, ohne RAM und ohne Festplatten daher kommt.
Da landet man dann doch schnell mal bei über dem Listenpreis der Synology NAS (AMD CPU für 50€; RAM für etwa 40€; optionaler, aber angeratener leiser Lüfter für 40€) .

Raspberry Pi

Als günstige Hardware, eigentlich zum Lernen konzipiert, besticht der Raspberry Pi vor allem durch seine universale Einsetzbarkeit.
Dem entsprechend dachte ich natürlich auch gleich an einen Raspberry Pi, als Nas Hardware. Leider hat dieser keinen eigenen Sata Anschluss, geschweige denn, dass wir mit einem Raspberry Pi einen RAID I fahren können ohne mindestens ein externes USB-HDD Gehäuse an den Pi anzuschließen. Selbstverständlich benötigt dieses externe Gehäuse dann auch noch seinen eigenen Stromanschluss und verbrät damit wieder zusätzlich Strom.

Der Vorteil wäre aber nichtsdestotrotz: Der Raspberry Pi ist verdammt günstig und verbraucht kaum etwas an Strom. Es wäre dabei jedoch ratsam mindestens auf die 2GB RAM Variante des Pi4 zu setzen, da Nextcloud für Bildkomprimierungen/-konvertierungen gerne mal etwas mehr RAM in Anspruch nimmt. Zusätzlich kann als solideste Variante ein externes RAID Gehäuse genutzt werden, welches gleich auf Hardwarebasis einen RAID I mit sich bringt.

Wer jedoch ein kleines Gehäuse haben will und vielleicht sogar auf vier HDD Einschübe erpicht ist, für den habe ich glaube ich hier >>Allnet.China<< das perfekte Gehäuse mit passendem Head gefunden. Für 99$ ist dieses Set einfach genial. Ein Pi 4 mit 4GB RAM kostet etwa 60€. Rechnet man noch einmal sagen wir 120€ für das Set mit auf, so wären wir in Gänze bei 180€ mit eingebauter Kühlung und Gehäuse. Leider ist das Teil, schon alleine aufgrund der aktuellen Corona Pandemie, nicht lieferbar. Schade eigentlich.

Eine weiterere Möglichkeit wäre die Nutzung des stapelbaren Geekworm Sata Adapters, welcher den Pi 4 mit Strom versorgt und in Reihe geschaltet einen Software RAID betreiben könnte. Allerdings müssten 2 Pakete gekauft werden (Preis a ~40€) und wir haben kein schickes Gehäuse mit dazu.

SPOILER: Ich habe mit für die Geekworm Variante entschieden, da ich gerne auf Nextcloud setzen wollte und bereits gute Erfahrungen mit den Boards von Geekworm hatte.

Odroid HC1 oder HC2

Als letzte Alternative würde sich vielleicht noch der etwas teurere Odroid HC1 anbieten. Dieser besitzt zumindest einen einzelnen Sata-Anschluss. Wollen wir jedoch einen RAID 1, zwecks Ausfallsicherheit, fahren, so benötigen wir immer noch ein zusätzliches USB-HDD Gehäuse.
Am Ende landen wir beim selben Problem wie wir es auch schon beim Raspberry Pi vorgefunden haben. Dieses mal nur ohne den zusätzlichen RAID Head.

Ein gemieteter (V-)Server

Ich muss zugeben, dass mich meine Überlegungen auch in Richtung Dropbox, Google Drive oder aber HiDrive von Strato gebracht haben.
Für mich schied das Ganze zwar von Beginn an aus, da ich meine Daten gerne bei mir belassen wollen würde, aber Fragen kostet ja nichts.

Einen V-Server bekommen wir teilweise schon ab einem läppischen Euro im Monat, bei beispielsweise Strato. Dieser besitzt dann jedoch nur 10GB Speicher von denen etwa 6 GB schon für das Betriebssystem weg gehen sollten. Was will man mit 4 GB Speicher anfangen? Da lohnt sich eine externe Festplatte mehr. Will man jedoch mehr Speicher (bspw. 1 TB), so landet man sehr schnell in Bereichen die man einfach nicht bezahlen will und/oder kann. Zumindest nicht wenn ich meine Miete noch zahlen können will.

Bleiben also nur noch die "richtigen" Cloud-Dienste übrig.

  • Strato HiDrive 1TB - 7,5€ / Monat
  • Google Drive 2TB - 9,99€ / Monat
  • Dropbox 2TB - 9,99€ / Monat
  • ....

Die Liste könnte man selbstverständlich schier unendlich lange fortführen. Was ich mit der Liste allerdings andeuten möchte ist, dass man für beispielhafte 7,5€ im Monat (HiDrive 1TB Speicher), durchschnittlichen 30,4 Tagen pro Monat und einem Strompreis von 0,31€/Kwh auch Geräte von bis zu 33 Watt 24/7 betreiben kann ohne drauf zu zahlen. Weiterhin hat man die Daten BEI SICH. Niemand kann, auch wenn automatisiert, auf diese unberechtigt im Hintergrund zugreifen oder aber Daten löschen sollte man nicht mehr zahlen (wollen). Weiterhin ist man an Funktionen gebunden die bereitgestellt werden. Weitere Apps kann man da nicht so einfach installieren oder selber implementieren.

Qnap oder WD My Cloud

Ich habe mich in diesem Artikel dagegen entschieden einen Vergleich von Qnap und Synlogy zu eröffnen. Erstens sind Geräte von Qnap meistens etwas teuerer (dafür Leistungsstärker) und zweitens wäre das ja wie Äpfel mit Äpfeln zu vergleichen. - Das wäre ja langweilig.
Von WD My Cloud mache ich persönlich seit dem Bug um die Administratorenrechte einen ganz großen Bogen. Als Entwickler weiß ich selber, dass sich mal schnell ein Bug in die eigene Software einschleusen kann, aber dieser Bug war grobe Fahrlässigkeit. Wer nicht weiß worum es ging: Es war möglich sich auf der WD My Cloud Oberfläche als Administrator einzuloggen ohne auch nur ein Passwort eingeben zu müssen. Alles was man benötigt hat war einen Cookie mit dem Inhalt "username=admin" an eine eine bestimmte Schnittstelle zu senden.


Fazit

Die Möglichkeiten sind vielfältig und jede birgt ihre eigenen Vor- und Nachteile.

Wie ich bereits angesprochen hatte, habe ich mich für die Geekworm Adapter entschieden und einen Raspberry Pi 4 mit 4GB RAM aufgesetzt. Die Tage werde ich dazu noch einmal einen Artikel schreiben, wie ein Software RAID umzusetzen ist.

Allerdings war es auch mein Ziel hier eine kurze Hilfestellung zu geben, für Menschen, die vor einer ähnlichen Entscheidung stehen.
Aus diesem Grund hier meine Kurzzusammenfassung:

Ihr habt einen alten PC und einen Keller/eine Abstellkammer mit LAN Anschluss?
Rechnet mal genau durch was euch der Strom kosten würde und ab wann sich die Anschaffung eines neuen Gerätes rechnet. Sollten euch die beispielhaften 2 Jahre Nutzungsdauer ausreichen, so würde ich euch dazu raten den alten PC wieder flott zu machen.

Ihr habt keine alte Hardware, möchtet nicht basteln und euch um nichts kümmen?
Na dann müsst ihr wohl in den sauren Apfel beißen und monatlich einen Betrag an Google, Dropbox, Strato, oder wie sie auch heißen mögen zahlen.

Ihr habt keine alte Hardware und möchtet nicht basteln?
Dann ist wohl eine vorgefertigte NAS das Beste für euch. Ich persönlich kann Synology empfehlen, muss aber auch zugeben keine Erfahrungen mit Qnap gemacht zu haben.

Ihr habt keine alte Hardware und bastelt für euer Leben gerne?
Dann auf gehts! Ein Raspberry Pi 4 ist ein Wunderwerk der Technik und mit den passenden Heads wird der Pi auch schnell zur eigenen NAS mit mehreren Festplattenschächten.
Wer mehr Leistung benötigt, der sollte einen Mini-PC als Alternative in Betracht ziehen. Diese gibt es auch schon mit 20-25 Watt im Dauerbetrieb (bspw. der AsRock A300).


Marvin

Ich bin ein Mensch, der sich neben der Programmierung noch für tausend andere Dinge interessiert, die mal mehr und mal weniger verrückt sind. Vor allem aber bin ich Feuer und Flamme mit der Programmierung von eigenen kleinen Apps und Programmen, die mein Leben bereichern.

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